Leserbrief zum PNP-Bericht über den der Vortrag des Spitzenkandidaten
der Piraten für den Bundestag Bruno Kramm an der Uni Passau:
Liebe PNP-Redaktion, ich bin jetzt doch einigermaßen
verwirrt, bzgl. Ihres Artikels über Bruno Kramm...
Menschen, die Twitter- o. Fachebookaccounts haben,
sind diesem Bericht zu Folge also so etwas wie „Exoten“. Nun, ergo sind
sie dann ja gut aufgehoben zusammen mit den
X-Millionen anderer Exoten, die im digitalen Zeitalter
des 21. Jahrhunderts doch tatsächlich einen Computer zu Hause haben und keine
Zeichen mehr in Steintafeln ritzen.
Menschen mit Hüten sind ebenfalls Exoten, haben wir
gelernt. Die sich im Aufschwung befindende Hutmacher-Industrie wird sich sehr
über diese Tatsache freuen!
Und dann haben wir noch Menschen mit gefärbten
Haarsträhnen. Ebenfalls Exoten. Und auch das sind wiederum einige Millionen in
Deutschland - manche sogar aus völlig unpolitischen Bewegründen.
Kann es sein, dass der Schreiber dieses Artikels,
genau das tut, was er bei Bruno Kramm so anprangert, nämlich, gar nicht
erst zu versuchen mit Klischees auf zu räumen?
Gut. Nachvollziehbar. Bringt mit Sicherheit mehr
geneigte Leser, als langweilige Fakten.
Diese sind nämlich, dass der Artikelschreiber
sich nicht lange mit Fakten bzw. sachlich richtigen Inhalten aufgehalten hat:
Bruno Kramm, der Spitzenkandidat der Piratenpartei für
den Bundestag hat z.B zunächst mal mit der kommenden Landtagswahl gar
nichts zu tun! Den Unterschied zwischen Landtag und Bundestag sollte man
kennen. Sogar, wenn man nicht gewillt ist, dies in Google oder Wikipedia zu
recherchieren. Das gehört zur Allgemeinbildung.
Und diese politische Allgemeinbildung hätte ich
als Leser tatsächlich vorausgesetzt. Als Leser, der bezeichnender
Weise nicht in der Lage ist, mit technokratischen Fachbegriffen um sich zu
werfen.
Als Leser, der seine Jugend nicht im Heise-Forum,
sondern beim Spielen in der freien Natur verbracht hat.
Als Nicht-Nerd und Nicht-Informatiker sondern einfach
als Mensch, der zufälligerweise grad noch einen Computer von einer
Waschmaschine unterscheiden kann.
Dennoch konnte ich Bruno Kramms wirklich sachlichem
und fundiertem Vortrag entkrampft folgen. Denn als an unserer Gesellschaft
interessierter Frau, kenne sogar ich den Unterschied zwischen Filesharing und
Filehosting. Die angesprochene "Teilhabe" betrachtet ich übrigens
auch nicht als schwarzmagisches Instrument...
Kramm erklärte klar und deutlich, dass die
Piratenpartei das Urheberrecht in keiner Weise abschaffen will, es im
Gegenteil sogar für dringend notwendig hält und lediglich eine, an das
digitale Zeitalter angepasste Reform anstrebt. Er sagte auch, dass es in
der Geschichte des Urheberrechts schon immer Veränderungen gab, bereits lange
vor Einführung von Bibliotheken und Radio. Inhaltlich war der Vortrag sachlich,
erklärend, informativ und lebhaft und hatte so gar nichts Polemisches an
sich. Vielleicht fand der Schreiber ihres Artikels gerade diese Tatsache
bedauerlich und verging sich deshalb in unwichtigen Äußerlichkeiten und
Nebensächlichkeiten? Vielleicht halbierte er deshalb die Zahl der
fast 30 anwesenden Vortragsbesucher? Weil es einfach besser ins Klischee
passte und die Piraten tunlichst in der Klischee-Ecke zu verbleiben haben, in
die die Presse sie gerne stellt?
Abgesehen von unreflektierten Klischees und künstlich
aufgebauschten Nebensächlichkeiten hatte dieser Artikel mit neutraler
Berichterstattung (im Gegensatz zu Glosse, Satire etc.) jedenfalls so viel
gemeinsam wie Harry Potter mit Du-weißt-schon-wem. Konstatiere: Auch auf diese
Art kann man Meinungsbilder forcieren...
Dennoch schicke ich Ihnen mal vorurteilsfreie Grüße,
Heide-Marie Weiherer, Passau
...Veröffentlich steht seltsamer Weise immer noch aus... Warum wohl?
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