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Donnerstag, 8. November 2012

Leserbrief zum Vortag von Bruno Kramm



Leserbrief zum PNP-Bericht über den der Vortrag des Spitzenkandidaten der Piraten für den Bundestag Bruno Kramm an der Uni Passau:

Liebe PNP-Redaktion, ich bin jetzt doch einigermaßen verwirrt, bzgl. Ihres Artikels über Bruno Kramm...

Menschen, die Twitter- o. Fachebookaccounts haben, sind diesem Bericht zu Folge also so etwas wie „Exoten“. Nun, ergo sind sie dann ja gut aufgehoben zusammen mit den
X-Millionen anderer Exoten, die im digitalen Zeitalter des 21. Jahrhunderts doch tatsächlich einen Computer zu Hause haben und keine Zeichen mehr in Steintafeln ritzen.

Menschen mit Hüten sind ebenfalls Exoten, haben wir gelernt. Die sich im Aufschwung befindende Hutmacher-Industrie wird sich sehr über diese Tatsache freuen!

Und dann haben wir noch Menschen mit gefärbten Haarsträhnen. Ebenfalls Exoten. Und auch das sind wiederum einige Millionen in Deutschland - manche sogar aus völlig unpolitischen Bewegründen.

Kann es sein, dass der Schreiber dieses Artikels, genau das tut, was er bei Bruno Kramm so anprangert, nämlich, gar nicht erst zu versuchen mit Klischees auf zu räumen?
Gut. Nachvollziehbar. Bringt mit Sicherheit mehr geneigte Leser, als langweilige Fakten.
Diese sind nämlich, dass der Artikelschreiber sich nicht lange mit Fakten bzw. sachlich richtigen Inhalten aufgehalten hat:
Bruno Kramm, der Spitzenkandidat der Piratenpartei für den Bundestag hat z.B zunächst mal mit der kommenden Landtagswahl gar nichts zu tun! Den Unterschied zwischen Landtag und Bundestag sollte man kennen. Sogar, wenn man nicht gewillt ist, dies in Google oder Wikipedia zu recherchieren. Das gehört zur Allgemeinbildung.
Und diese politische Allgemeinbildung hätte ich als Leser tatsächlich vorausgesetzt. Als Leser, der bezeichnender Weise nicht in der Lage ist, mit technokratischen Fachbegriffen um sich zu werfen.
Als Leser, der seine Jugend nicht im Heise-Forum, sondern beim Spielen in der freien Natur verbracht hat.
Als Nicht-Nerd und Nicht-Informatiker sondern einfach als Mensch, der zufälligerweise grad noch einen Computer von einer Waschmaschine unterscheiden kann.

Dennoch konnte ich Bruno Kramms wirklich sachlichem und fundiertem Vortrag entkrampft folgen. Denn als an unserer Gesellschaft interessierter Frau, kenne sogar ich den Unterschied zwischen Filesharing und Filehosting. Die angesprochene "Teilhabe" betrachtet ich übrigens auch nicht als schwarzmagisches Instrument...

Kramm erklärte klar und deutlich, dass die Piratenpartei das Urheberrecht in keiner Weise abschaffen will, es im Gegenteil sogar für dringend notwendig hält und lediglich eine, an das digitale Zeitalter angepasste Reform anstrebt. Er sagte auch, dass es in der Geschichte des Urheberrechts schon immer Veränderungen gab, bereits lange vor Einführung von Bibliotheken und Radio. Inhaltlich war der Vortrag sachlich, erklärend, informativ und lebhaft und hatte so gar nichts Polemisches an sich. Vielleicht fand der Schreiber ihres Artikels gerade diese Tatsache bedauerlich und verging sich deshalb in unwichtigen Äußerlichkeiten und Nebensächlichkeiten? Vielleicht halbierte er deshalb die Zahl der fast 30 anwesenden Vortragsbesucher? Weil es einfach besser ins Klischee passte und die Piraten tunlichst in der Klischee-Ecke zu verbleiben haben, in die die Presse sie gerne stellt?

Abgesehen von unreflektierten Klischees und künstlich aufgebauschten Nebensächlichkeiten hatte dieser Artikel mit neutraler Berichterstattung (im Gegensatz zu Glosse, Satire etc.) jedenfalls so viel gemeinsam wie Harry Potter mit Du-weißt-schon-wem. Konstatiere: Auch auf diese Art kann man Meinungsbilder forcieren...

Dennoch schicke ich Ihnen mal vorurteilsfreie Grüße,
Heide-Marie Weiherer, Passau

...Veröffentlich steht seltsamer Weise immer noch aus... Warum wohl?

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