Die Telekom. Ein Drama in fünf Akten.
1. Akt. Exposition.Die handelnden Personen werden eingeführt, der dramatische Konflikt kündigt sich an.
Mir ist durchaus klar, dass ich nichts Besonderes erzähle, wenn ich Ihnen sage, dass ich neulich schon ganz schwer versucht war, den „nächsten freien Mitarbeiter der Telekom-Hotline” liebevoll an die Wand zu tackern...
Und zwar nachdem ich stundenlang in der magenta-farbenen Warteschleife der hochnotpeinlichen Befragung, alle paar Sekunden laut und deutlich „Ja” oder „Nein” sagen zu müssen, unterzogen wurde.
Aber *stolzbin, ich habe die Nerven behalten, bis ich schließlich statt des Computers endlich eine menschliche Stimme an der Strippe hatte.
Deshalb hab ich den Telekom-Mann im Anschluss auch nur ganz leise angebrüllt...
"Ob ich denn ein Problem hätte", fragte er ungerührt, angesichts meiner offensichtlichen Erregtheit.
Oh ja, ich habe! Mein neuer DSL-Anschluss funktioniert nämlich seit drei Wochen ganz wunderbar – nur dann nicht, wenn ich grade ins Internet möchte!
Um vier Uhr morgens z.B. ginge es einwandfrei, auch um zehn Uhr vormittags habe ich keinerlei Probleme – nur zur einen Zeit schlafe ich und zur anderen bin ich in der Arbeit! Aber wehe ich möchte abends mal surfen! No Chance! Leider kann der Mr. Telekom mir nicht wirklich weiterhelfen – ganz im Vertrauen verrät er mir sogar, dass er erst seit drei Monaten dabei ist und eigentlich auch keine Ahnung hat. Wenn es mir nicht all zu viele Umstände macht, dann sollte ich mich doch morgen noch mal melden...
Aber gerne doch.
2. Akt. Steigerung.
Steigende Handlung mit erregendem Moment, die Situation verschärft sich.
Natürlich melde ich mich morgen wieder. Recht viel weiter aber bringt mich das leider auch nicht. Zwar hat Frau Telekom heute die grandiose Idee, dass sich vielleicht in meiner unmittelbaren Nachbarschaft ein Schichtarbeiter befinden könnte, der mir täglich ab 23 Uhr das WLAN dicht macht – aber als ich ihr verständlich mache, dass mir dieser imaginäre Schichtarbeiter schnurzpiepegal ist, weiß sie ebenfalls nicht weiter. Warum mein DSL täglich um die gleiche Zeit ausfällt bleibt auch ihr ein Mysterium...
3. Akt. Peripethie.
Die Handlung erreicht ihrer Höhepunkt. Klimax.
Aufgeben ist nicht meine Art und zur Feigheit vor dem pinkfarbenen Feind fehlen mir schlichtweg die Gene. Also, dritter Versuch: Hätte mein Telefon noch ein Kabel, ich würde mich daran erhängen – aber die Telekom ist nicht mal fähig diese kleine Notfall-Suizid-Ausstattung bereit zu stellen...
Zumindest wird mir diesmal vorgeschlagen, dass die Kollegen mal die Leitungen vor Ort prüfen könnten. Liegt der Fehler bei der Telekom, kostet mich das keinen Cent – das ist Dienst am Kunden. Zaghaft frage ich nach, was es denn ungefähr kosten würde, wenn nicht... – aber auf diese dreiste Frage ist Mr. Telekom 2.0 grad gar nicht vorbereitet. „Das kann ich Ihnen so nicht sagen, das kommt drauf an...!”
Worauf es ankäme, will ich gar nicht mehr hören. Ja, sind die denn völlig gaga? Ich kann doch keinen Auftrag erteilen ohne einen Schimmer von den Kosten zu haben! Werden jetzt bei der Telekom nicht mehr nur die Radfahrer gedopt, sondern beim Mitarbeiter-Einstellungstest auch noch die letzten Reste logischen Denkens entfernt?
Ich gehe ab sofort also nur noch pro forma ins Internet, d.h. ich tue in den nächsten Stunden so als ob.
Denn wenn ich meine IP-Adresse in die Explorer-Leiste werfe, dann blinkt mich wenigstens mein Status verlässlich an: DSL-Verbindung gestört. Immerhin habe ich somit bestenfalls die Illusion, ich wäre im Netz gewesen... Es ist zum Mäuse melken!
4. Akt. Retardierendes Moment.
Fallende Handlung mit hinhaltenden Momenten, die sich verlangsamt, um in einer Phase der höchsten Spannung auf die bevorstehende Katastrophe hin zu arbeiten.
Mein Telekom-Mitarbeiter des Tages textet mich heute mit einer Flut technischer Mega-Details zu und ist schon arg überrascht, als ich ihm mitteile, dass ich leider keinen Doktor in Quantenphysik habe. Tja, dann kann er mir wohl auch nicht weiterhelfen...
5. Akt. Katastrophe.
Der diesmal aktuelle Telekom-Mann meines Vertrauens dagegen ist ausgezeichnet geschult im Umgang mit Querulantenkunden, wie ich es bin. Er erweist sich als sehr geduldig, einfühlsam, versteht mich und fragt salbungsvoll, „Welches Lichtlein am Router denn nun gerade blinken würde..."
Aaaaaaaaah! Ich kapituliere. Es ist sinnlos.
Neidlos erkenne ich die essentiell-wichtige gesellschaftliche Funktion der magentafarbenden Verschwörungsgruppe an. Ohne sie geht es nicht. Sie sind faktisch die, die immer Schuld sind!
Vor meinem geistigen Auge erscheinen die imaginären Schlagzeilen von morgen:
Telekom wechselt den DSL-Anbieter – sie konnte sich selbst nicht mehr ertragen...
Telekomfreie Grüße!

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