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Dienstag, 5. März 2013

Kochst Du noch oder schmeckt's Dir schon?

Kochst Du noch oder schmeckt's Dir schon?


Ja, ich bin ein Banause. 
Ja, ich esse halt lieber, als dass ich selber koche.
Ja, es gibt eine Menge Dinge, die ich niemals verstehen werde.
Ja, dazu gehören sämtliche Kochshows, Kochduelle und alles was damit zusammenhängt.

Mir unbegreiflicherweise schwärmt die ganze Welt von den Rezepten der Star-Köche, die sich munter auf unseren Flachbildschirmen tummeln. Dass ich einen davon unsympathischer finde als den anderen, interessiert kein Schwein. Sie sind ganz offensichtlich die neuen Götter in Weiß. 
Menschen deren Rat ich gerade dringend genötigt hätte, wimmeln mich am Telefon ab, weil gerade 
"Das perfekte Dinner" oder irgendein anderer Küchen-Blödsinn auf Sendung ist.
"Mein Gott, dieses Rezept musst Du unbedingt nachkochen!”, schwärmen plötzlich enge Freundinnen, denen ich bislang ganz andere Leidenschaften zugeteilt hätte. Also echt jetzt. Es ist ein kulinarisches Mysterium.

Yep. Daumen runter, Jamie. Und glücklich siehst Du auch nicht aus!
Gut, ich will ja kein Außenseiter sein, also lasse ich mir in der allgemeinen Star-Koch-Euphorie das Wahnsinns-Couscous-Salat-Rezept von Jamie Oliver auf’s Auge drücken. Brav nehme ich die Zutatenliste, die mir meine Freundin mit feierlicher Geste überreicht hat, mit nach Hause. Ich werde es demnächst ausprobieren. Versprochen. 

Demnächst hat sich nun heute zufällig ergeben und ich beschließe zur Tat zu schreiten. Der Salat meines Lebens erwartet mich! Man gönnt sich ja sonst nichts. 
Bereits nach kurzer Zeit stelle ich fest, dass meine kochtechnischen Arbeitsabläufe gravierend von der kongenialen Logik eines Jamie Oliver abweichen. Na, vielleicht gehen in England die (Eier-)Uhren anders, sind die Küchen kochfreundlicher gebaut oder ich weiß es einfach nicht...

Während mein innerer Fleischfresser von einem blutig gebratenen Riesenstück Rinderfilet träumt,
kämpfe ich mich also tapfer durch die vegetarische Rezeptanleitung.

Und siehe da. Nach geraumer Zeit ist mein Werk vollbracht.
Ich arrangiere meinen Supersalat noch dekorativ auf einen Teller und mache mich dann ans Essen. 
(An dieser Stelle möchte ich explizit darauf hinweisen, dass ich mich bis aufs Fitzelchen an die Vorgaben von Oliver's Jamie gehalten habe!)

Voilá: Vor mir steht eine krümelig-bröselige und so gut wie geschmacklose Substanz.
Zwischen den wahlweise rattenzahnharten und aletebreiweichen Couscouskörnern lümmeln sich fade Gemüsestücke und irgendwelche schlappen Kräuter versuchen vergeblich die Pampe zu aromatisieren.

Aber nicht nur optisch ist das Gericht ein absoluter Reinfall. Auch geschmacklich lässt es doch sehr zu wünschen übrig. Besser gesagt: Es schmeckt scheußlich! 

Als ich mich telefonisch bei meiner so rezeptfreigiebigen Freundin über Jamie beschwere, fühlt sie sich offensichtlich persönlich angegriffen und spricht schnippisch die goldenen, küchenlateinischen Worte: 
„Du hast ja keine Ahnung! Jamie's Gerichte sind dermaßen innovativ und unkonventionell. In seine Philosophie muss man sich halt einfühlen können.”

Na danke. Ich beiße mir auf die Unterlippe. Jetzt weiß ich, warum der Engländer seine grandiose Reputation im Fernsehen und nicht im Fernschmecken erworben hat.

Englische-Küche-freie Grüße! Ich brat mir jetzt ein saftiges Angussteak!

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