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Donnerstag, 15. November 2012

Hallo? Polizei?


Ich sitze gerade friedlich vor meinen Laptop, als mich lautes Geschrei vom Display hochblicken lässt. Da schreit jemand. Und zwar sehr. Ich stehe auf und folge der Quelle dieser seltsamen Töne und siehe da - Treffer!
In meinem Vorgarten liegt ein laut krakeelender, offensichtlich sturzbetrunkener Mann in ungesund-verkrümmter Körperhaltung unter seinem Fahrad begraben. Er schreit unartikuliert und scheint ganz offensichtlich Probleme zu haben...

Was jetzt? Hm. Da a) der Ärmste verletzt sein könnte oder b) Leute, die vorübergehen, vielleicht Gefahr laufen angepöbelt zu werden und ich c) beides nicht selbst feststellen kann bzw. will, beschließe ich vertrauensvoll bei unserem Freund & Helfer an zu rufen, um auf das Problem aufmerksam zu machen. 

Ich schnappe mir also das Telefon und melde gehorsamst, welches Szenario sich derzeit in meinem Vorgarten bietet. Als ich mit meiner Schilderung fertig bin, fragt mich die Stimme der Zentrale: "Aha. Und was sollen wir da jetzt machen?"
"Tja, ich dachte, Sie sehen sehen sich die Sache mal an. Man weiß ja nicht, was da passiert ist." entgegne ich. 
"Ja, wenn Sie unbedingt meinen, dann schicken wir halt jemanden!" lautet die Antwort. Ich bin jetzt einigermaßen verwirrt. Wenn "ich unbedingt meine"? Wie darf ich das denn verstehen? Egal, Hauptsache dem Mann wird geholfen! Ich beschließe also oben an der Straße zu warten.

Kaum eine halbe Stunde später sind sie auch schon da, unsere grünen Freunde. Langsam und zwar sehr langsam entsteigen sie ihrem Wagen. Freundlich wirken sie nicht, eher ziemlich unmotiviert.  
„Is a denn no do?” fragt mich einer der namenlosen Beamten und der andere murmelt etwas wie: „Dass d’Leit aa oiwei glei a so a Tamtam macha miassn!” 

Aber Hallo! Als ich dezent darauf hinweise, dass es sicher auch falsch wäre gar nichts zu tun, den Mann liegen zu lassen und zu warten, ob nicht doch was passiert, beschließen Beide mich bis auf Weiteres zu ignorieren. Na toll. Schließlich wendet sich der etwas beleibtere der beiden Ordnungshüter doch noch an mich: Sie, hamma mia von Eahna überhaupts de Personalien?" - ich mache an dieser Stelle darauf aufmerksam, dass sie sich noch immer und keineswegs schnellen Schrittes erst mal auf dem Weg zum Grund meines Anrufes befinden...

"Na hören Sie mal!" entgegne ich. "Liege ich hier betrunken unter einem Fahrrad, oder wer?"
"Sie gell, jetzt net frech werden!" lautet die barsche Antwort. Oooops. Natürlich verstumme ich sofort. Ich will die Mannen ja nicht bei der Arbeit stören.

Endlich erreichen die beiden Polizisten dann doch den Tatort äh, meinen Vorgarten. Der Grund meines Anrufs, also besagter Mann hat mittlerweile angefangen noch lauter zu krakeelen: "Ich bin ein guter Deutscher! Null komma Null Promille!"
Aha. Ja. Äh. Danke.

Meine uniformierten Freunde nähern sich also den sich-noch-immer-unter-dem-Fahrrad-befindlichen Subjekt und stellen den sich vehement Wehrenden gemeinsam auf die Beine. 
Ich konstatiere, dass der Mann völlig orientierungslos ist. Auch fällt mir auf, dass keiner der Helfer sich die Mühe macht, mit ihm zu sprechen...
Na, ist wahrscheinlich auch nicht notwendig. 
Der eine Polizist hält das Fahrrad, der andere dreht den Betrunkenen in Richtung Hauptstraße.  
"Iatz gengangs scho hoam und machan koan Blädsinn mehr!" instruiert man den Armen noch und schickt ihn dann los."
Äh. "So zugerichtet wie der ist - halten Sie es da für sinnvoll, ihn allein quer über eine Hauptstraße zu schicken?" wage ich noch zu fragen, als mich ein sehr rügender Blick beider Polizisten trifft.

"Sie, des passt scho so," klärt mich einer der Retter auf. "Iatz kümmern Sie sich moi um Eahnane eigenen Sachan!" Sprach's und entschwand grußlos in Richtung grüne Minna.

„Mann, waren die unfreundlich! Die haben Dich jetzt aber gscheit angefiest!” stellt mein Sohn, der mittlerweile interessiert hin zu getreten war, lapidar fest. Stimmt. Recht hat er. Da wird einerseits immer laut gegen die Wegschau-Mentalität gewettert und wenn man dann tatsächlich hinschaut, wird man dafür auch noch gerüffelt.
Fazit: Wie man’s macht, macht man’s falsch!

Hoffentlich polizeifrei Grüße!

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