Seiten

Mittwoch, 7. November 2012

Beste Besserung!


Gut, der Start ist also gemacht. Spät ist es außerdem, wie ich grad seh, also werd ich mich langsam mal ins Bettchen schleichen. Morgen wird schließlich ein anstrengender Tag. Als gefühlt. Also für mich.

Denn morgen wird mich eine gute Freundin besuchen. Ein Umstand, den ich grundsätzlich sehr begrüße.
Aber: Immer wenn sie auftaucht, geht’s gebetsmühlenartig nur noch um Thema Nr. 1. Nä, nä, nä. Nicht woran man jetzt gemeinhin so denken würde. Kopfkino aus. Sofort.

Wovon ich spreche ist: Gesundheit.

Ihre Gesundheit. Also die meiner Freundin. Irgendwann hat sie mal beschlossen „praktizierender Dauerkranker” zu werden. Ausgestattet mit lexikalischem Wissen über Medikamentenwirksamkeit, Inkubationszeiten und Symptome gleitet sie quasi non stop von einer Erkrankung in die nächste. Ihre zwei bis vier wöchentlichen Arztbesuche gipfeln in detaillierten Selbstdiagnosen und der diktatorischen Ansage an den betreffend-betroffenen Onkel Doktor, welche Gegenmittel dieser zu verschreiben habe...
.
Mein Freundin hat hierin eine solche Perfektion erreicht, dass jeder Arzt, der ihr zum 1. Mal gegenübersteht
völlig frappiert ist, wenn er feststellt, dass er k e i n e Kollegin vor sich hat...

Was mich selber betrifft, so ist der Umgang mit ihr in letzter Zeit schwieriger geworden.
Jede noch so geringe Unpässlichkeit meinerseits, erregt sofort ihren Verdacht. Der kleinste Schnupfen könnte bereits ein Anzeichen für eine versteckte HIV-Infektion sein, ein kurzes, unbedachtes Hüsteln ist ein sicheres Anzeichen für Bronchialasthma im Sekundärstadium.

Wenn Sie aber jetzt denken, dass man ihr schlecht getarntes Misstrauen mit einem fröhlich dahingeschmetterten: „Du! Mir geht es echt gut!“ blocken könnte, liegen Sie falsch! Nichts ist meiner Freundin so verdächtig wie absolute Beschwerdefreiheit. Es gibt schließlich 100te von Krankheiten, die heimtückisch nur darauf lauern, endlich ausbrechen zu können!

Und demzufolge ist die Gute ständig in Lauerstellung, um sich vor Krankheiterregern zu schützen. Prophylaktisch. Und nach allen Regeln der Kunst. Egal ob naturheilkundliche oder schulmedizinische Helferlein. Hauptsache teuer. Und bakterienfrei.

Mir dagegen erscheint ein solches Procedere ziemlich anstrengend, da ich im Grunde ein eher fauler Charakter bin. Na gut, Hygiene ist auch für mich durchaus ein Thema - aber wenn mein Haus eines Tages so keimfrei wäre, dass man dort jederzeit ruhigen Gewissens eine Herzverpflanzung durchführen könnte, dann würde mir das doch zu denken geben.

Ich lege weiterhin durchaus Wert darauf, die mir verbleibende Lebenszeit ohne wöchentliche Besuche beim Onkel Doktor zubringen zu dürfen – meine jährlichen Arztbesuche möchte ich auch künftig an einer Hand abzählen können und was größere Verletzungen betrifft, so sollten wir uns im Hinblick auf unsere medizinische Allgemeinversorgung und v.a. mit Rücksicht auf unser marodes Gesundheitssystem, vielleicht besser an den guten, alten Westernhelden orientieren?
Wayne's Jonny stürmte ja schließlich auch nicht alle drei Minuten panisch in irgendwelche Arztpraxen am Rio Bravo, sondern entfernte sich seine, in der Schulter steckenden Indianerpfeile, sowie verirrte Gewehrkugeln tunlichst selbst.
Ich wollte das nur mal so gesagt haben.

Wünsche allseits beste Besserung!

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen